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COLORADO - Jamie Bennett - 29.03.2016 06:16

Gus und Jamie waren nun schon eine Weile unterwegs und ein Stück weit weg von Zuhause gekommen. Es war Sicher amüsant zu sehen, wie sich das junge Mädchen in diesem, für sie so anderen Leben, schlug. Schmunzelnd konnte Gus ihren ersten Versuchen folgen, in einem Supermarkt Lebensmittel einzustecken. So oft wie sie Unsicher das Obst umrundete, danach griff, es dann viel zu lange betrachtete – sich viel zu oft umdrehte, hatte er schon längst abgeschrieben, dass unbemerkt klauen zu können aber er ließ sie trotzdem üben. Jamie hatte schon immer einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und sie hatte eben auch achtzehn Jahre lang beigebracht bekommen, dass man das nicht machte und deshalb gewöhnte sie sich nur langsam daran, bestimmte Regeln zu überdenken und schließlich aus ihrem Kopf zu eliminieren.
Wiederum setzte sie sich dafür mit anderen Dingen auseinander. Sie stöberte in Büchern, die es in kleinen Umsonstläden oder ähnlichem gab, was man so an Pilzen, Beeren oder anderen Lebensmitteln in der Natur finden konnte und sie schrieb unheimlich viel in ein kleines Büchlein. Mit der Straßenmusik wurde sie immer Sicherer und man konnte dabei auch sehen, wie es ihrem Selbstwertgefühl zu Gute kam, dass sie sich mit ihrem Freund durchschlagen musste. Ja, mit ihrem ersten Freund. Es war auch zuckersüß, wie sie zu beginn den Schlafsack bis nach oben zu zog und dann umständlich versuchte ihn zu berühren oder doch noch mutig an ihn heran zu rutschen, wie eine Raupe. Auch das entwickelte sich langsam, dass sie den Schlafsack aufließ und sich an den Körper von Gus kuschelte. Das, wenn sie ab und an etwas mehr Bier getrunken hatte, dass es sich anfühlte auf zwei Schildkröten zu balancieren und ihre Küsse Sehnsüchtiger wurden – sie vielleicht selbst ein komisches, warmes kribbeln in sich spürte und dann doch wieder einen Rückzieher machte. Die Erinnerungen an den schief gelaufenen Versuch der beiden und das schmerzhafte erste Mal waren noch zu tief, als das sie sich überwand und so viel Alkohol wie in der Nacht von Nate´s Party trank sie nicht. Das wagte sie sich noch nicht.
Weil sie aber noch immer in der Entwicklung war, kam es zu diesem Abend, an dem Gus etwas für die Tierbefreiung tun wollte und die beiden ihre erste, etwas größere Diskussion hatten. Beide trauten sich nicht so richtig, dem anderen straight zu sagen, was Sache war. Aus gleichen und doch unterschiedlichen Gründen. Sie hatte Angst, dass er sie deswegen doch noch alleine zurück ließ und er, dass sie ihn danach nicht mehr mögen könnte. Am Ende setzte er sich doch durch, unter dem Versprechen sie ein andernmal mit zu nehmen und so sah sie ihm nach, als er am Nachmittag verschwand und war auf sich allein gestellt.
Das war am Anfang kein Problem. Matt hatte ihr einen Brief zukommen lassen und eigentlich war schon vorher klar, irgendwas dämliches würde darin zu lesen sein. So amüsiert er schon am Telefon klang. Als sie dann am schlaf Platz angekommen den dicken Stapel aus dem Umschlag zog, bewahrheitet sich das, denn neben der "Nicht-Einladung" zu seinem Wiedergeburt - Geburtstag, fand man darin auch alle möglichen Schnappschüsse des Abschluss Balls. Auf die Ausladung war eins geklebt, in dem sein Kopf halb und viel zu groß in ihr Gesicht grinste. Jamie hielt sich dahinter vor lachen die Hand vor den Mund und gus schwebte ein Riesen Fragezeichen überm Kopf. Sie sollten nicht extra kommen und er würde die Heimkehr schon genug zelebrieren. Sie müssten nicht traurig sein und er ließ Maddi schreiben, sie sei eh ziemlich garstig und die beiden konnten froh sein davor in Sicherheit zu sein. Auch wenn er sie selbst hier blamiert, musste Jamie leicht weinen - ja Sie war ab und an so peinlich und hatte Heimweh. Normal nahm gus sie dann in den arm. Gut das er den extra zettel an sie wegen seiner Abwesenheit nicht sah. 2 Kondome, damit hier keine unerwarteten Überraschungen ins Haus flatterten, weil ihnen für die Verhütung das Geld fehlte und zwei bunte Pillen. Um einen Teil der Liste zu erfüllen und sie nicht Drogen bei einem Stümper kauften. Papa - Bruder wusste was gut war. Kopfschüttelnd aber gerührt saß sie vor dem Zelt und legte Alles auf ihren knien ab, um sich die Tränen zu trocknen. Es war schon dunkel und Nacht mittlerweile, die zeit, in der Jamie sich also fürchtete. Immer wieder sah sie sich um, als es knackte, rief sie fragend den Namen Ihres Freundes ins dunkle. Keine Antwort. Statt sich selbst laut zu sagen " Jamie stell dich nicht an, da ist nichts." Hätte sie lieber aufspringen und weg laufen sollen. Gus war es zumindest nicht, der da im Schutz der Nacht lauerte.


RE: GUS & JAMIE - Charles Thompson - 30.03.2016 10:22

Ich wusste nicht genau woher es auf einmal kam, aber irgendjemand schien das absurde Gerücht in die Welt gesetzt zu haben, dass ich Matt umbringen wollte. Nicht irgendwann, sondern ganz konkret vor ein paar Tagen, in seiner Küche, mit einer Pistole, die ich genutzt hatte, um auf ihn zu schießen. Wie ein Lauffeuer hatte sich das vor allem in Compton verbreitet und dadurch nicht nur Haily erreicht, die zu unserer Verabredung einfach nicht erschienen und auch nirgends in der Stadt auffindbar war, sondern auch Summer, die mir bei einem geschäftlichen Treffen beinah die Augen ausgekratzt hätte, wenn meine Männer sie nicht rechtzeitig geschnappt und ihren protestierenden, wutentbrannten Körper vor die Tür gesetzt hätten, weil sie vor Hass auf mich völlig unzurechnungsfähig war. Dabei war das Ganze doch eine einzige Lachnummer und wer auch immer da so stümperhaft auf Matt geschossen hatte, er handelte definitiv nicht in meinem Auftrag. Bei mir würde sowas nämlich nicht passieren, dass ein potentielles Opfer lebendig aus der Sache heraus kam. Eigentlich sollte es mich ja auch gar nicht interessieren, früher oder später würde Gras über die Sache wachsen und es war ja auch gar nicht so schlecht, dass dadurch den Bewohnern in Compton noch ein wenig mehr Respekt vor mir eingeflößt wurde, aber- scheiße, seitdem Summer mich so verletzt angesehen hatte, konnte ich an nichts anderes mehr denken. Sie hatte mir vor ein paar Tagen nach unserem Date schon eine Abfuhr erteilt, okay, das war zwar so demütigend, dass ich sie sowieso aus meinem Leben streichen wollte, aber so? Sollten wir wirklich auf diese Art auseinander gehen? Nein, wenn Summer mich wirklich hassen wollte, dann wenigstens für etwas, das ich auch tatsächlich zu verantworten hatte. Nicht für ein Gerücht, basierend auf einer Lüge. Dasselbe galt für Haily.
Direkt am nächsten Tag begann ich also mich um die Sache zu kümmern und Informationen zu beschaffen, angefangen mit dem Polizeibericht und den Daten aus dem Krankenhaus. Das, was man daraus lesen konnte, schien viel eher wie eine Tat aus Affekt, Nachbarn erzählten auch von einer lauten Diskussion, die man am Abend hatte hören können. Madison war nur ganz kurz nach dem Schuss in das Haus gekommen und hatte direkt einen Krankenwagen gerufen, aber angegeben, dass ihr außer dem blutenden Körper von Matt nichts Ungewöhnliches aufgefallen sei. Vielleicht sollte ich sie mir mal zur Brust nehmen, aber dann wiederum- gerade ich würde wahrscheinlich niemals etwas aus ihr heraus kriegen. Vor allem nicht, wenn diese Familie das Gerücht absichtlich in die Welt gesetzt hatte, denn auch davon musste ja ausgegangen werden. In der Krankenakte stand zwar, dass sich der Patient an nichts erinnern konnte, aber was, wenn das nicht der Wahrheit entsprach? Wenn er das nur sagte, um Summer, Haily und den Rest seiner Familie von mir fern zu halten? Nein, es musste einen anderen Weg geben und nachdem ich mir durch meine Kontakte zur Polizei die Telefongespräche von Matts Handy angesehen hatte, fand ich den auch: Gus und Jamie. Vor allem Jamie, die kleine Schwester von Matt. Wenn irgendjemand etwas darüber wusste, seien es auch nur mögliche andere Täter oder Motive oder Konflikte in Matts Leben, dann doch wohl seine Familie. Und wenn man beharrlich genug war, konnte man aus so einem unbedarften kleinen Ding bestimmt einiges herauskriegen, was für den Rest von Matts Entourage nicht galt. Kilian, Lahja oder Madison? Die würden mir nichts erzählen.
Kurzerhand ließ ich also noch einmal meine Kontakte spielen, um das Handy von Jamie zu orten und fand sie letztendlich im mittleren Westen. In Colorado. Fuck, war das deren Ernst? So weit entfernt? Meine Nachforschungen ergaben, dass sie sich dort in der Nähe eines Gnadenhofs aufhielten und als ich eben diesen Hof kontaktierte, fand ich auch heraus, dass die Besitzer immer mal wieder junge Menschen bei sich hatten, die ihnen bei der Arbeit halfen. Im Moment wäre auch ein entzückendes junges Pärchen bei ihnen, sagte die ältere Dame am Telefon, die ganz hart arbeiteten und doch so bescheiden waren. Sie schliefen unweit der kleinen Farm in einem Zelt und wollten für ihre Arbeit eigentlich gar keine Gegenleistung, aber nein, sie bestand drauf, dass die beiden wenigstens immer zum Essen ins Haus kamen. Das war doch das Mindeste. Wie lange sie noch planten dort zu bleiben, konnte die Frau mir nicht genau sagen, sie wären schon zwei Wochen bei ihnen, aber redeten ab und zu davon bald weiter zu ziehen. Hoffentlich wurde sie jetzt nach meinem Anruf nicht misstrauisch, aber so wie ich sie einschätzte, hatte sie das Telefonat bestimmt in ein paar Minuten schon wieder vergessen. Gut so. Die beiden sollten schließlich nicht von jemandem vorgewarnt werden, dass ich mich noch am selben Tag ins Auto setzte und auf den Weg nach Colorado begab, in die Nähe von Denver.
Dreizehn Stunden musste ich fahren, einen ganzen Tag lang, bis ich endlich - am späten Abend - das besagte Farmhaus erreichte. Im Haus brannte noch Licht, deshalb schaltete ich ganz bewusst meine Scheinwerfer aus und ließ auch meinen Wagen an der Straße stehen, um mich erstmal in Ruhe umzusehen. Eigentlich war mein Plan, dass ich Gus außer Gefecht setzte, das würde Jamie sicher nur noch mehr Angst machen und ihre Stimme lockern, aber als ich das Zelt am Rande des Waldes fand, durch ein Lagerfeuer, das davor brannte, fiel mir auch nach kurzer Beobachtung auf, dass Gus anscheinend gar nicht da war. Nur Jamie war es, die dort auf dem Boden saß und im Schein des Feuers irgendetwas las, sonst konnte ich weit und breit niemanden entdecken. Aber umso besser, das machte meinen Job ein wenig leichter. Leise und stillschweigend bewegte ich mich also über das Feld auf sie zu und als auch ich endlich von dem Licht erfasst wurde, erschrak die junge Frau sich so sehr, dass sich unwillkürlich ein kaltes, amüsiertes Lächeln auf meinen Lippen einfand. Und dabei wusste sie doch noch nicht einmal wer ich war, aber das würde sich gleich ändern. "Hallo Jamie. Wie schön, dass wir uns auch endlich mal kennen lernen." Völlig ruhig tat ich so, als wäre es das Normalste von der Welt, dass ich mitten in der Nacht hier auf der Farm auftauchte. "Keine Angst, ich hab nur ein paar Fragen an dich und wenn du kooperierst, wird dir auch nichts passieren, also bevor du jetzt schreist oder wegläufst: Lass es lieber. Einfacher und schneller geht es, wenn du mir einfach ein bisschen hilfst." Am Rande des Feuers blieb ich stehen und streckte Jamie, ganz höflich, meine Hand begrüßend entgegen. Nur das kalte Lächeln wollte immer noch nicht so recht schwinden. "Ich bin der Bruder von Gus und ein Freund deiner Familie. Chas. Hallo."


RE: GUS & JAMIE - Jamie Bennett - 30.03.2016 17:52

Das junge Mädchen nutzte gus Abwesenheit dazu, dass erlebte noch mal Revue passieren zu lassen. Für ihn war das Alltag aber für Jamie war das schon ein Hindernis, sich für einen Job zu bewerben und dafür um einen schlaf Platz zu bitten. Sie hatte nebenjobs gehabt, neben der schule und auch unheimlich viel gelernt - seid dem matt, Maddi und gus in ihrem Leben waren. Wie wertvoll und wichtig das War, über seinen Schatten zu springen aber wenn man sich oder seine Arbeitskraft anpreisen sollte, dann musste man von sich selber eben auch etwas halten und das War schwer. Erst hatte sie versucht gus das alles machen zu lassen aber er sagte ihr, dann habe das ganze keinen Wert. Es ging ja auch darum, dass Jamie sich selbst wertschätzen lernte und Ängsten nicht nur bequem auswich. Deswegen sprach sie sich auch hier Mut zu, hielt sogar das Feuer am Leben - bis dann wirklich jemand in den Schein der Flammen trat. Sie erschreckte sich tierisch, wollte daraufhin aber lächelnd fragen, ob es sich bei dem Besuch eventuell auch um jemanden von der Farm handelte. Menschenkenntnis sollte sie sich auch mal angewöhnen, denn das grinsen des Mannes sollte ihr nichts gutes verheißen. Der löste die Situation aber schon so schnell selbst und mit großen Augen sah sie ihn an. Chas. Der gus am letzten Tag daheim zusammengeschlagen hatte und ihm gedroht hatte, ihr was anzutun. Der Stand nun hier und wollte ihr verklickern, er tat ihr nichts? Das kannte sie sogar aus Filmen. Getarnt unter dem Deckmantel der Höflichkeit, stand sie auf. " Ach, der chas, der seinen eigenen Bruder zusammen schlägt..." Natürlich musste sofort das dämliche stottern wieder anfangen. " Ich sag dir gar nichts." Und weil ihr nichts besseres einfiel und das schon immer geholfen hatte, zog sie die angetäuschte Hand wieder zu sich um in die Dunkelheit hinein zu laufen. Kontakt mit Gangstern hatte ihr noch nie ein gutes Ende beschert.


RE: GUS & JAMIE - Charles Thompson - 30.03.2016 20:39

Natürlich war ich darauf vorbereitet, dass das Mädchen vor mir weglaufen oder um Hilfe schreien würde, trotz meiner Warnung, deshalb verdrehte ich auch nur die Augen im Kopf, als ich verstand, was sie vorhatte, und rannte ihr dann gezwungenermaßen nach. Zum Glück schlug sie nicht den Weg in den unebenen Wald ein, sondern in Richtung des kleinen Farmhauses, auf offener Strecke schaffte ich es nämlich tatsächlich sie einzuholen, mit einem Ruck am Arm festzuhalten und dann direkt meine Hand auf ihren Mund zu pressen, damit sie nicht viel zu laute Schreie von sich geben und das ältere Ehepaar dort im Haus auf uns aufmerksam machen würde. "Fuck, jetzt reiß dich doch mal zusammen", warf ich ihr bissig an den Kopf, mit gedämpfter Stimme, während ich ihren Körper dicht an meiner Brust hielt, damit sie mit ihren Händen nicht nach mir schlagen konnte. "Wenn ich dir irgendetwas tun wollte, dann hätte ich es schon längst getan. Und wenn du nicht willst, dass ich sonst irgendjemandem aus deiner süßen kleinen Familie etwas tue, dann stellst du dich jetzt nicht so an, sondern hörst mir wenigstens zu, ist das klar?" Weil sich in ihren Augen nur die Angst spiegelte, konnte ich mir immer noch nicht sicher sein, ob sie tatsächlich gehorchte und aus Vorsicht presste ich deshalb noch immer meine Hand auf ihren Mund. "Ich will wissen, wer auf Matt geschossen hat. Ich weiß, dass ich es nicht war und auch niemand, der in meinem Auftrag gehandelt hat, aber irgendjemand scheint das Gerücht in die Welt gesetzt zu haben, dass ich mich an ihm rächen wollte. Stimmt aber nicht. Und weißt du, was ich glaube? Ich glaube ihr wisst das auch. Ich glaube, dass Matt sich sehr wohl daran erinnern kann, wer auf ihn geschossen hat, aber dass er es einfach niemandem sagt, weil es ihm ganz gelegen kommt, dass mir das jetzt angehängt wird. Also Jamie, ich möchte, dass du mir alles erzählst, was du weißt. Deshalb bin ich hier. Kann ich jetzt meine Handy wieder von deinem Mund nehmen?" Einen Moment lang sah ich ihr noch starr von der Seite ins Gesicht, drückte ihren Körper dabei noch immer gegen meine Brust, aber hob dann ganz langsam meine Hand von ihren Lippen. So langsam, dass ich sie im Notfall direkt wieder auf ihren Mund pressen konnte, um sie zum Schweigen zu bringen.


RE: COLORADO - Jamie Bennett - 31.03.2016 00:37

Wieso konnte sie denn nie etwas richtig machen? Nicht einmal jetzt? Sie war nicht schnell genug von ihren Beinen getragen worden, um vor Chas davon zu laufen und deshalb saß sie nun in der Falle. Deswegen konnte sie nicht mal um Hilfe rufen. Das hatte sie nun von ihrer Idee, dass die große Freiheit ihr etwas gutes sein könnte und das sie daraus nur lernen und profitieren würde. Jamie fühlte sich mehr als Opfer, als jemals zuvor und in der Schullaufbahn war das verdammt oft vorgekommen. Eigentlich rechnete sie auch damit, dass sie sich wenig später genau so wiederfinden würde wie Gus es neulich auf ihrem Schoß getan hatte. Chas wollte sie jedoch nicht Grundlos mitnehmen oder ihr Schmerzen zufügen? Was wollte er da? Er wusste, dass er es nicht war – Oh Wunder, das wussten zumindest Matt und Jamie ganz gut. Warum interessierte ihn aber, was der Rest über ihn denken mochte? Es ging doch nur darum, ein paar Menschen von ihm fern zu halten – denn diesen Mann hinter sich, den Empfand sie keinesfalls als weniger Bedrohlich als den neuen Typen von ihrer Ma. Sie fühlte sich aber richtig bei der Idee, Summer und Haily von ihm fern zu halten. Leider stand hier nicht nur die schlechteste Diebin sondern auch noch die miserabelste Lügnerin und bei Chas Menschenkenntnis konnte er mit einem Blick ganz deutlich sehen, dass er mit seiner Vermutung Recht hatte. Etwas ruckeln hier und ein Befreiungsversuch da, nichts half aber wenn Chas auch mit einem genau ins schwarze traf, Jamie hatte unfassbar Angst. Ihr Körper zitterte in seinen Händen, ihr Atem ging unkontrolliert schnell und er könnte dabei so oft die Augen verdrehen, wie er wollte, sie weinte. Sie war auch erst achtzehn und hatte von der Welt noch nicht viel gesehen und von Compton und Gangstern und Waffen und auch der Mafia wollte sie nie etws gewusst haben. Was sie aber wusste, war Gerechtigkeit und das es geliebten Menschen gut tat, sich sowohl von Chas als auch von dem Freund ihrer Mutter fern zuhalten. Todesmutig sagte sie also leise gegen die Hand, die er noch immer gegen ihren Mund hielt, beziehungsweise in der Nähe. „ Ich weiß auch, dass du das nicht warst...“ Das Matt das ebenso tat, dass bestätigte sie ihm nicht. Sie hatte Angst um ihn. „...und trotzdem hast du meiner Familie schon was getan. Madison.“ Ging ihn nichts an, dass sie diese Frau noch immer als Adoptivmutter ansah und das er da etwas angestellt hatte. Das war schon Grund genug, ihm nicht zu geben, was er wollte und dabei wusste sie nicht einmal was. „ Also ist das schon richtig, dass die sich alle von dir fern halten, du bringst nichts positives.“ Und dabei kannten die beiden sich nicht einmal. „ Du bist genau wie derjenige, der das getan hat.“ Outch, damit bewies sie ihm nur, dass sie wusste, wer es gewesen war. Warum konnte sie in der Panik nicht ihren Mund halten und weil ihre einzige, verzweifelte Lösung schien, nach Hilfe zu schreien, holte sie tief Luft aber Chas konnte das durchaus spüren.


RE: COLORADO - Charles Thompson - 31.03.2016 10:20

Die Situation sah eigentlich wenig positiv aus, mit diesem heulenden, zitternden Mädchen an meiner Brust, das schon wieder laut aufschreien wollte, aber trotzdem fand sich ein triumphales, kaltes Lächeln auf meinen Lippen ein, als sie mir stotternd den Beweis dafür lieferte, dass sich dieser verdammt lange Weg nach Colorado gelohnt hatte. Sie wusste, dass ich es nicht war, und sie wusste auch, wer stattdessen auf Matt geschossen hatte. Na bitte. Der Rest war also nur noch eine Sache ihrer Ausdauer und der richtigen Methoden, um sie zum Reden zu bringen. Ich hatte schon ganz andere Dinge aus irgendwelchen harten Gangstern heraus geholt, da sollte Jamie doch kein großes Problem für mich werden, und während ich meine Hand schon wieder gegen ihre Lippen presste, drehte ich mich grob mit ihr herum und schob sie gegen ihren Willen, mit vollem Kraftaufwand, zurück zum Zelt. "Wenn du weißt, dass ich deiner Familie schonmal was getan hab, dann weißt du doch sicher auch, dass ich dazu fähig bin es noch einmal zu tun, oder? Du siehst nicht aus wie ein dummes Mädchen." Ich trat so viel Sand auf das brennende Feuer, dass die Flamme darunter erstickte und nur noch eine heiße Glut zurück blieb, einfach um den Lichtschein loszuwerden. "Bevor ich meine Hand jetzt von deinem Mund nehme, möchte ich, dass du eins verstehst: Du interessierst mich einen Scheißdreck", zischte ich ihr dicht ins Ohr. "Mir ist es egal, ob du das hier unversehrt überstehst oder nicht. Vielleicht wäre es sogar ganz hilfreich, wenn du das nicht tust, damit dein fürsorglicher großer Bruder versteht, dass er mit falschen Gerüchten über mich nicht einfach so davon kommt. Hast du Gus gesehen? Nachdem ich mit ihm fertig war? So könntest du auch aussehen, Jamie, aber ich erkläre mich bereit dich ein wenig zu verschonen, wenn du mir jetzt einfach meine Fragen beantwortest. Haben wir uns verstanden?" Ich trat mit meinem Fuß so hart in ihre Kniebeugen, dass Jamies Beine nachgaben und sie vor mir auf den Boden sackte, um mit einer Hand nach ihrem Unterarm zu greifen, während die andere noch immer ihre Lippen verschloss. Ich hatte nicht ewig Zeit, ich konnte nicht die ganze Nacht hier bleiben und sie anbetteln mit mir zu reden, also drückte ich bestimmt ihre flache Hand mitten in die Glut des Feuers, um ihr zu zeigen, dass ich jedes verdammte Wort ernst meinte. Gedämpft konnte ich durch meine Hand ihre Schreie hören, aber erst als ihr Körper zu sehr zappelte und ich beinah die Kontrolle über Jamie verlor, ließ ich ihren Arm wieder los und gab ihr dadurch auch die Möglichkeit ihre Hand aus dem Feuer zu ziehen. "Wer ist derjenige, der es getan hat? Und warum hat er das getan?" Ganz langsam löste ich meine Hand von ihren Lippen, nachdem die Schreie versiegt waren, so langsam, dass ich sie jederzeit wieder auf ihren Mund drücken konnte.


RE: COLORADO - Jamie Bennett - 31.03.2016 21:14

Okay, das junge Mädchen hatte Gedacht, zu Wissen, was es hieß, Angst zu haben aber nein – hatte sie nicht. Jahrelanges Mobbing, tausende Ängste in ihrem inneren konnten die Begegnung mit dem Bruder von Gus weniger Fürchterlich machen. Machtlos zu sein, als er sie zum Zelt zurück vor sich her schob, als sie auf dem Boden vor ihm in die Knie gezwungen wurde und die Drohungen es ihr Eiskalt den Rücken hinunter laufen ließ. Was hatte sie denn für eine Wahl? Eigentlich wollte sie Matt nicht verraten, der schon bewusst über den wahren Täter den Mund gehalten hatte und sie wollte doch niemandem in den Rücken fallen. Als unter ihr auch noch die Nicht-Einladung im Sand lag, ebenso wie die Bilder von dem Abschlussball, fasste Jamie neuen Mut. Das fühlte sich alles nicht richtig an, sie liebte ihre Familie und jeden, den Matt ins Herz geschlossen hatte – und Haily, ja auch Haily. Egal ob die sie damals allein gelassen hatte oder nicht. Chas hatte also mit der Vermutung Recht, dass sich das für ihn Unnötig hinziehen könnte, wenn er nicht Handelte und ihr Bewies, was er da so in ihr Ohr flüsterte. Sie Atmete unglaublich schnell, aus Panik und auch die Tränen waren nicht einmal versiegt, als er die Macht über ihre Hand ergriff und diese auf die Glut drückte. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie einen Moment der Schockstarre zu, bis der Schmerz ihr Hirn erreichte und sie Verzweifelt versuchte, sich zu Befreien. Nicht mal mit Schreien konnte sie versuchen, diesen stechenden Schmerz zu lindern – wie ewig es ihr vorkam, bis er sie frei gab und sie zitternd mit dem anderen Arm die verbrannte Hand an sich drücken konnte. Ihr war schon ganz übel von dem Schmerz. Gus, wieso hatte er sie hier allein gelassen? Wieso war er nicht hier? Das würde Jamie noch nachhaltig zu schaffen machen, auch nur eine Sekunde auf diesem Trip alleine verbringen zu müssen aber jetzt war Chas da. Chas wollte Antworten und weil sie es nicht wagte, ihm erneut zu trotzen, kauerte sie auf dem Boden und begann zu Reden. Sie sah ihn nicht an, sie sah auf den Sand vor sich, kniend, weinend und zitternd vor Schmerzen. Egal wie viel Mühe sie sich gab, sie Stotterte wie zu ihren schlimmsten Zeiten, dass er sich Anstrengend musste, sie zu verstehen. „ Der Freund meiner Mutter. Er war das. Die beiden hatten Streit – Matt und er. Er... er war Schuld an dem Unfall von Madison, ich wollte ihn warnen und hab es ihm gesagt.“ Oh, wieso hatte sie das auch genau an diesem Abend sagen müssen? Das wäre sonst nie passiert alles. „Meine Ma und er haben nach mir gesucht – keine Ahnung, was sie genau wollten. Ich habe bei ihm Waffen gefunden – er ist Italiener. Arbeitet für die Mafia oder so – ich weiß es wirklich nicht genauer. Gus wollte Beweisbilder machen, von den Waffen und... ist dabei erwischt worden und wir sind weg gelaufen. Ich denke er wollte sich vergewissern, dass das unter uns bleibt und meine Ma wollte das Sorgerecht zurück. Wegen was genau er abgedrückt hat, keine Ahnung, das ist Eskaliert... aus dem Affekt, Wut, ich... ich weiß nicht.... bitte. Mehr weiß ich wirklich nicht. Matt hat das nicht rum erzählt, er wollte einfach nur darüber Schweigen, weil er dachte... das ist besser für alle.“ Ohja und man sah Eindrucksvoll warum, nur für sie war das Eindeutig nicht besser. Jamie bekam gepresst den Namen hervor, was sie über sein Haus wusste und die Gäste – alles, was ihr in den Sinn kam, dass Chas ihn schnell finden konnte um ihn dann anzuflehen. „Lass mich in Ruhe, bitte.“ Wimmerte sie, noch immer ohne ihn anzuschauen. Ohja, nun wollte sie ihn von ihrer Aufrichtigkeit überzeugen und zwar aus Angst, dass er ihr noch einmal etwas antun würde. Jamie weinte nämlich noch immer und versuchte irgendwie den Schmerz zu lindern, indem sie die Finger ganz tief in die Haut an ihrem Arm drückte aber das half alles nichts.

Nicht einmal als er weg war. Jamie hatte viel ausgehalten in ihrem Leben, sie schwieg auch sonst immer darüber aber ihre Handinnenfläche sah fürchterlich aus und das ließ sich nicht verbergen. Verbrennungen Schmerzten ganz besonders und sie konnte sich nicht mal mit der Demütigung und der Angst auseinander setzen. Gus und sie hatten für kleine Verletzungen einen Verbandskasten – es dauerte nur ewig, dass sie aufstehen konnte um die Hand zu versorgen. Ihre Finger zitterten zu sehr und am Ende war das gerade ausreichend, ein bisschen Desinfektionsmittel darauf und daneben zu sprühen und irgendwie einen Verband anzulegen. Jamie hatte das nur noch nie gemacht, besonders nicht unter dem Druck und eigentlich hätte sie noch andere Schritte einleiten müssen aber sie konnte nicht. Nicht mal Alkohol war hier und dann... dann kam diese äußerst Leichtsinnige Idee. Die Pille, mit dem Smiley drauf. Der sah Glücklich aus. Die Leute auf Drogen, auf den Partys, die auch. Man war doch dann ganz weit weg und wenn sie eines sein wollte, dann ganz woanders als hier. Alleine. Mit einer Verbrannten Hand. Und der Angst im Nacken, Chas könnte sich doch noch Überlegen, ihr etwas zu tun oder weitere Fragen zu stellen. Das man negatives mit einer Pille auch verschlimmern konnte? Das wusste das brave Mädchen doch nicht und auch nicht, wie man das Dosierte. Wieso sollte es in eine Pille gepresst sein, wenn man nicht die ganze schlucken sollte? Das ergab ja keinen Sinn. Doch das sollte sich Rächen. Als Gus nämlich nach Hause kam, saß sie mit tiefen Augenrändern, dunklen Pupillen und im eigenen, kalten Schweiß vor der Asche. Der Schlafsack lag halb auf ihrem Rücken, irgendwann in der Nacht hatte sie es vollbracht, den aus dem Zelt zu zerren. Im Schutz ihres Schoßes lag ihre Hand. Die Bilder um sie herum. Der Anblick alleine war schon Schaurig aber mehr noch, wie sie ihren Kopf immer wieder an der eignen Schulter versuchte zu verstecken. Die Augen schloss. Weil ihre Psyche ihr immer wieder Streiche spielte, sie immer wieder Dinge sah, die gar nicht da waren – schaurige Schatten und Gestalten. Gruselige Geräusche. Nicht mal ihr Freund konnte sie erreichen, er verursachte etwas ganz anderes mit seinem auftauchen. Sie hob schützend und abwehrend den Ellenbogen, die Knie sowieso schon angewinkelt, so weit es eben machbar war und die Strähnigen, Nass wirkenden Haare, vom vielen schwitzen, hinter denen versuchte sie, ihr Gesicht und sich selbst, vor der neuen Horrorfigur in ihrem Trip zu schützen. Zittrig vergrub sie das Kinn und ihr Gesicht in dem Schlafsack. „ Geh weg, bitte... geh weg.“ Ihre Stimme klang so krächtzend, als hätte sie eine schlimme Erkältung oder als habe sie unfassbar viel geraucht. Ihre verletze Hand unter dem Verband, die fühlte sich ganz komisch Steif an, dick und unbeweglich. Sie wagte es nicht nach zu sehen, wenn sie schon in der Asche, in dem Sand, im Himmel und auch mit geschlossenen Augen solche Sequenzen empfangen konnte, die sie das Fürchten auf einem neuen Level lernen ließen, dann würde sie bei dem Anblick ihrer Hand den Verstand verlieren.


RE: COLORADO - Charles Thompson - 01.04.2016 23:15

Jamies gestotterte, zusammenhanglose Worte machten es mir wahrlich nicht leicht ihr zu folgen, aber am Ende ihrer Berichterstattung glaubte ich zumindest ein grobes Verständnis für das Geschehen zu haben. Und ich hatte zwei Namen, die ich mir augenblicklich in meinem Handy notierte, ebenso wie eine Adresse in Miami. Zufrieden stellte ich dabei auch fest, dass ich mal wieder recht gehabt hatte: Es war eine Tat aus Affekt, denn dieser Typ schien auch für Madisons Gedächtnisverlust verantwortlich zu sein. Konnte der eigentlich überhaupt einen Job richtig ausführen? Eigentlich hätten damals nach dem harten Aufprall beide Insassen tot sein müssen, aber nein, Matt und Madison lebten und auch jetzt war es ihm nicht gelungen ihn zu erschießen. Wie amüsant. "Warum denn nicht gleich so, Jamie? Du hättest dir die Schmerzen selber ersparen können." Provokativ ließ ich mich direkt vor ihr in die Hocke sinken und starrte ihr mit festem Blick in die verweinten Augen, bis ich meine Hand hob und zwei Mal lobend ihre Wange tätschelte. Wie bei einem kleinen Kind. "Grüß meinen Bruder von mir. Oh, und eins noch: Wenn er mit dir weggegangen ist, um dich vor mir zu schützen, dann tut es mir Leid, aber ihr könnt nicht weit genug laufen, um vor mir sicher zu sein. Ich finde euch, wenn ich euch finden will. Überall." Das kalte Lächeln auf meinen Lippen gab den Worten eine bedrohliche Wirkung, mit der ich die Freundin meines Bruders hier alleine zurücklassen wollte, aber als ich mich gerade wieder erhob fiel mein Blick auf die Karte, die an ihrem Knie lag. Ein Foto von Matt, Jamie und Gus klebte darauf und darüber stand etwas von einer Nicht-Einladung zu seinem Neu-Geburtstag geschrieben, was mich so irritierte, dass ich das Papier in meine Hand nahm, erst das Bild betrachtete und dann die Karte öffnete. Er feierte seine Neu-Geburt? Hatten wir heute den 1. April? Oder war das sein scheiß Ernst? Für ein paar Sekunden starrte ich auf die geschriebenen Worte, mit Jamies leisem Heulen noch immer als Hintergrundgeräusch, bevor ich noch einmal mein Handy hervorholte und mir Datum sowie Uhrzeit ebenfalls notierte. Kein Zutritt ohne Geschenk stand dort. Fantastisch, ich plante nämlich bereits das beste Geschenk des Abends. Und wenn ich Glück hatte, dann war Summer auch vor Ort und konnte sich direkt selber davon überzeugen, dass all ihre Vorwürfe haltlos waren. Vielleicht sprang sogar eine kleine Entschuldigung für mich heraus. Lächelnd, weil sich das alles in meinem Kopf gerade zu einem perfekten Plan formte, warf ich die Karte mitten in die heiße Glut, um in Jamies Leben noch ein bisschen mehr Wut auf mich zu erzeugen. "Wir sehen uns." Und mit den Worten verschwand ich wieder in der Nacht, lief durch die Dunkelheit zu meinem Auto und machte mich augenblicklich auf den Rückweg nach Los Angeles. Ich selber konnte nicht nach Miami fliegen, einerseits weil diese Stadt mich gerade brauchte und andererseits, weil ich noch immer als flüchtiger Straffälliger in den Systemen dieses Landes gelistet war, Flughäfen waren für mich also viel zu gefährlich. Stattdessen schickte ich Lenn mit zwei anderen Männern von mir dorthin, um dort den besagten Italiener zu überführen und in einem Auto nach Los Angeles zu transportieren. Rechtzeitig, sodass wir bei Matts Neugeburt-Geburtstag als Überraschungsgäste auftreten konnten.


RE: COLORADO - Gus Evans - 02.04.2016 00:42

Es war nicht so, dass ich Jamie an diesem Tag nicht mitnehmen wollte zu der Aktion, die ich vorhatte, aber es gab nunmal einige sehr schwierige Dinge, die ich ihr einfach noch nicht zutraute. Wir waren miteinander schon mehrmals in Labore eingebrochen, wir hatten schon viele Tiere zusammen befreit und zu einem besseren Leben verholfen, aber heute ging es nicht um ein Labor, sondern um einen privaten Farmer hier in der Nähe, der seine Vierbeiner in völlig unwürdigen Verhältnissen hielt, aber gleichzeitig auch dafür bekannt war äußerst rücksichtslos zu sein und ständig eine Waffe mit sich zu führen. Darauf gekommen war ich durch zwei andere Tierrechts-Aktivisten, gute Freunde von dem älteren Ehepaar, das den Gnadenhof führte, auf dem Jamie und ich gerade arbeiteten, und als sie vor ein paar Tagen vorbei gekommen waren, um zwei verwahrloste Schafe in die Obhut dieses Hofes zu geben, waren wir miteinander ins Gespräch gekommen. Schon mehrmals hatten sie versucht mit dem anderen Farmer zu reden, sie hatten die Tierschutzbehörde informiert und auch schon einmal probiert unerlaubt einzudringen, aber alles war gescheitert. Weil jedoch niemand aufgeben wollte, solange die abgemagerten, kranken Tiere noch immer in seiner Gewalt waren, bot ich für die nächste Aktion meine Hilfe an. Mit dem Wissen, dass der Farmer dabei jeden Moment mit einem scharfen Gewehr auf uns schießen könnte, wollte ich Jamie aber einfach nicht mit mir nehmen. Dafür war sie noch zu unsicher und hilfslos, das merkte ich auf dieser Reise immer wieder. Viel zu oft wurde sie noch von ihrer Angst geleitet.
Nach einer kleinen Diskussion darüber holten mich die anderen beiden Aktivisten an diesem Nachmittag also alleine ab, damit wir uns gemeinsam auf den Weg machen konnten. Erstmal in die Stadt, um noch ein paar nötige Utensilien zu besorgen und das Auto gegen einen Kleinlastwagen zu tauschen, um damit dann später, bei Anbruch der Nacht, zu der Farm zu fahren. Die ganze Aktion lief jedoch auch diesmal leider nicht perfekt. Fast geräuschlos gelang es uns die verwahrlosten Ziegen und Schweine durch die Dunkelheit zu unserem Transporter zu führen und dort unterzubringen, aber als wir gerade für die beiden Kühe noch einmal zum Stall zurückkehrten, wurde auf einmal das Licht am Haus eingeschaltet, die Tür sprang auf und hinausgestürmt kam der Farmer, schreiend, mit seinem Gewehr auf Anschlag. Er fluchte und drückte tatsächlich zwei Mal ab, was uns gar keine andere Wahl ließ, als ohne die Kühe umzukehren, zurück zum Wagen zu rennen und so schnell wie möglich abzuhauen. Die geklauten Tiere begannen zu protestieren, weil wir so schnell über die unebene Straße fuhren, aber erst auf dem Highway fiel die Anspannung langsam von uns ab und so traurig es auch war, dass wir für die Kühe diesmal noch nichts tun konnten, hatten wir den Großteil der Tiere in unserer Gewalt und um die galt es sich zu kümmern. Gar nicht allzu weit entfernt besaß eine Tierärztin einen Hof, sie setzte sich ebenfalls für Tierrechte ein und übernahm immer kostenfrei die Erstversorgung, dorthin brachten wir also die verängstigten Ziegen und Schweine, und erst als die Sonne schon fast aufging waren alle Vierbeiner gut genug untergebracht, dass wir uns auf den Rückweg machen konnten.
In den frühen Morgenstunden setzte man mich an unserem Gnadenhof ab und während ich noch - teils erfreut, teils enttäuscht - versuchte meine Gedanken zu ordnen, fiel mir schon auf dem Weg über das Feld auf, dass Jamie alleine vor unserem Zelt hockte. Viel zu früh für ihre Verhältnisse. "Hey, na? Konntest du nicht schlafen?", fragte ich müde, mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, was jedoch ganz schnell wieder verschwand, als ich ihr näher kam und langsam erkannte wie sie aussah. Mit ihrem Arm nahm sie mir zwar den Blick in ihr Gesicht, aber ich konnte sehen wie strähnig ihre Haare waren, wie ihr Körper zitterte und dann doch immer wieder verkrampfte. "Jamie? Bist du okay?" Geh weg? Ich sollte weggehen? Verwirrt verlangsamte sich mein Schritt, doch dann bemerkte ich auf einmal die verbundene, bewegungslos Hand in ihrem Schoß. "Was ist passiert? Was hast du gemacht?" Unbeeindruckt von ihrer abwehrenden Haltung, weil ich ja nicht ahnen konnte wo die Angst auf einmal herkam, ging ich doch entschlossen auf sie zu, ließ mich vor ihr in die Hocke sinken und wollte gerade nach ihrem Arm greifen, als ich endlich, wenn auch nur für einen kurzen Moment, in ihr Gesicht spähen konnte und so sehr davor erschrak, dass ich meine Hand eilig wieder zurück zog. Ihre Augen waren dunkel unterlaufen, ihre Haut ganz blass und die Pupillen riesig groß, sie sah aus als hätte sie während der letzten Stunden den Horror schlechthin durchleben müssen und darüber erschrak ich so sehr, dass ich für ein paar Sekunden nur regungslos in ihr Gesicht starren konnte. "Was- Jamie, was ist los? Was-? Warum-?"


RE: COLORADO - Jamie Bennett - 02.04.2016 10:29

Sie war doch nicht einmal in der Lage, Gus auch als Gus zu erkennen. Schemenhaft bewegte sich ein Schatten auf sie zu, mal bewegte er sich schneller, dann in Zeitlupe und mit einem Mal hockte er vor ihr auf dem Boden – immer wieder versanken de Bewegungen in Zeitraffern, die ihr ihre Augen vorspielten. Verzweifelt zog sie ihre Füße enger an sich, als würde sie denken, ein Dämon oder ein Monster würde sie nun an den genau diesen zu sich ziehen und aus ihrer Kehle kamen gequälte Geräusche, als er die Hand nach ihr ausstreckte. Eigentlich wollte sie fliehen, weg rennen. Bisher waren die grausigen Gestalten der Nacht von ihr fern geblieben, eventuell ja aber nur um sie mürbe und müde zu machen und nun? Nun griffen sie sie an. Ja, Gus Berührung war wie ein Angriff und statt ihm Gehör zu schenken, schüttelte sie immer wieder den Kopf und kniff die Augen zusammen. Die Finger der beweglichen Hand drückten sich in ihre Schläfe, als wenn sie damit etwas besser machen könnte – als wenn sie ihn damit weg zaubern könnte. Aber nein. Als sie aufsah, da saß diese Gestalt, die sie gar nicht als ihren Freund erkannte. Sie war nicht mal in der Lage seine Augen zu Fokussieren. Chas letzter Satz hatte Eindruck gemacht und das er die Karte von ihrem Bruder-Vater in die Glut geworfen hatte, ebenso wie er ihre Handinnenfläche zuvor darauf gepresst hatte, dass war zu viel. Immer wieder hingen ihre Augen an den bunten Fetzen und mittlerweile war sie soweit, dass ein grauenvolles Tier das einfach aufgefressen hatte. Ein Tier aus Flammen. Der Gesichtsausdruck war durchgehend verwirrt und zweifelnd, bis sie einen Entschluss fasste. Das Sinnigste, war nun abzuhauen. Wie eben. Nur besser und schneller. Wenn diese Dämonen der Nacht sie schon so offensiv attackierten. Also wurde genau das umgesetzt. Gus erhielt statt der Antwort nur, dass sie ihm den Rücken zudrehte und sich schmerzerfüllt versuchte hinzustellen. Was ein Glück, dass ihr das gar nicht erst gelang, der Fall wäre nur tiefer gewesen. Die Muskeln waren zu steif, zu taub, sie selbst zu schwer. Das junge Mädchen hatte einige Stunden in der Pose ausgeharrt, in der er sie gefunden hatte und Jamie landete seitlich im Sand. Das löste aber nur einige Emotionen und Ängste in ihr. Wie in Schutz-Haltung winkelte sie die Beine an, presste ihren Kopf zwischen die Ellenbogen, um nur wieder den Kopf zu schütteln. „ Können... gar nicht weit genug laufen, dass er uns nicht findet...“ Also wenn sie nicht langsam einen Brocken der Aufklärung zu Gus warf, dann würde der mit Sicherheit Hilfe holen aber das war ihr egal Sie steigerte sich in das Selbstgespräch, während sie sogar in Kauf nahm, das Gesicht in den Dreck und Sand zu drehen, nur um vor der Nacht in Sicherheit zu sein. „ Er findet... uns. Überall. Chas findet uns... überall.“ Ob Gus sie Ernst nahm, wenn er in dem Moment auch sah, wie die zweite Pille aus ihrem Schoß in den Sand fiel, die Matt ihr geschickt hatte oder würde er denken, dass sie einfach nur zu viel hatte – ohne das Chas jemals hier gewesen war? Das sie sich in die Angst steigerte, warum sie diese Reise unter anderem angetreten hatten.